Auf den Spuren der Geschichte

Ein ereignisreiches Wochenende liegt hinter den Berliner Cachern. Am Samstag fand der erste oTTToT statt, genauer „offizieller TokenTauschTaumel on Tour“, welcher von Mario Kahn veranstaltet wurde. Darüber berichten jedoch andere Blogs (die cachenden Affen und gcaching-online). Ich konzentriere mich hier auf das noch mehr besuchte Event Auf den Spuren der Geschichte. Dieses fand auf dem Gelände der Heilstätten Beelitz statt, der wohl bekannteste Lost Place in Deutschland. Selbst Rammstein hat dort schon ein Musikvideo gedreht, siehe hier. Vor einigen Jahren gab es auch noch sehr viele Caches auf dem Gelände. Mittlerweile wurde der Großteil jedoch archiviert, die Häuser umzäunt und eine Sicherheitsfirma kümmert sich darum, dass niemand unbefugt die Gebäude betritt. Mit Anzeigen wird hier nicht gespart.

Ich muss zugeben, dass ich vor dem Event nicht viel über die Beelitzer Heilstätten wusste. Bekannt waren sie mir schon, aber deren Zweck nicht. Sicherlich kann man das einfach bei Wikipedia nachlesen, aber ich nutzte bei dem Event die Möglichkeit, an den angebotenen Führungen teilzunehmen. Doch dafür musste ich erstmal anstehen. Das offizielle Event fand nur 30 Minuten statt und in diesen 30 Minuten stand ich in der Schlange. Es waren nämlich erstaunlich viele Cacher anwesend. An den Führungen haben über 150 Cacher teilgenommen, auf dem Gelände insgesamt waren es noch wesentlich mehr. So ergab sich am Sonntag schon eine kleine Mega-Atmosphäre, denn überall, wo man war, traf man andere Cacher, natürlich auch an den Dosen auf dem Gelände (bzw. an der Straße).

Es wurden zwei Führungen angeboten: eine Mottenführung für 4 Euro und eine Alpenhausführung für 10 Euro, wofür man noch den Eintritt zum Baumkronenpfad für 9,50 Euro zahlen musste. So wurde man bei der Teilnahme an beiden Führungen schon mal 23,50 Euro los. Gar nicht so wenig für einige Cacher. Ich habe bei diesen Führungen, vor allem bei der Mottenführung, einiges über Beelitz gelernt und gebe nun das mir im Gedächtnis Gebliebene hier wieder.

In der Zeit um die Jahrhundertwende 1900 sind viele Menschen nach Berlin gezogen, um Arbeit zu finden. Die Stadt hatte nicht genug Wohnraum und so entstanden in kürzester Zeit viele Mietshäuser. Die Häuser waren meist aus Lehm und waren noch nicht richtig ausgetrocknet und trotzdem sind schon Menschen eingezogen. So war es keine Seltenheit, dass über 5 Personen zusammen in einem feuchten Raum wohnten. Dies begünstigte das Aufkommen einer der damals häufigsten Krankheiten: Tuberkulose. Deutschland hatte damals 60 Millionen Einwohner und ungefähr eine Million sind jährlich an Tuberkulose erkrankt, 300.000 davon starben. Heutzutage bekämpft man Tuberkulose mit Hilfe von Antibiotika. Damals gab es diese noch nicht und die beste Möglichkeit, wieder gesund zu werden, bestand darin, sich wohl zu fühlen. Dafür wurden die Beelitzer Heilstätten errichtet. Den Patienten sollte es richtig gut gehen. Es wurde an nichts gespart: die Fliesen waren von Villeroy und Boch, es gab eine Frischluftversorgung in den Räumen, unter den Wegen liefen Fernwärmeleitungen entlang und sogar ein eigenes Kraftwerk gab es. Die Heilstätten konnten somit völlig autark unterhalten werden. Auch die Architektur ist beeindruckend. Über einem Stahlskelett gibt es Backsteine und Holzbalken, die an Fachwerk erinnern sollen. Es sah eben einfach gut aus, Geld spielte keine Rolle. Die Beelitzer Heilstätten waren für die damalige Zeit hochmodern und haben technische Einrichtungen, die auch heute noch als modern gelten.

In den zwei Weltkriegen wurden die Heilstätten als Lazarett benutzt, nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Gelände von den Russen übernommen. Kurz nach der Wende fühlte sich zunächst keiner für das Gelände verantwortlich. Irgendwann kam ein privater Investor, welcher dann aber auch Insolvenz angemeldet hatte. Und seitdem stehen die Gebäude da. Sie verfallen, werden Opfer von Vandalismus. Selbst Bäume wachsen schon auf den Dächern. Mittlerweile hat sich wieder ein Investor gefunden. Doch bevor eine eventuelle Sanierung los geht, muss erst einmal etwas Geld herein. Daher wurde nun ein Baumkronenpfad auf dem Gelände errichtet, der es Zuschauern ermöglicht, sich die Heilstätten von oben anzuschauen. Von den Eintrittsgeldern sollen weitere Arbeiten auf dem Gelände finanziert werden.

Dieses und anderes konnte ich bei der Mottenführung lernen. Auch, warum die Mottenführung so heißt. Es gab damals den Ausdruck „Da bekommst du ja die Motten“ und gemeint war damit die Krankheit Tuberkulose. Denn die Tuberkulose zerlöcherte die Lunge so wie es Motten mit Kleidung tun.

Ich habe dann auch noch an der Alpenhausführung teilgenommen und war auf dem Baumkronenpfad, was eher nichts für mich mit meiner Höhenangst ist. Der Baumkronenpfad ist auf 20m über dem Boden. Für geübte T5-Cacher sicherlich kein Problem. Leider wurde das schöne Event durch das echt schlechte Wetter getrübt. Den ganzen Tag war es kalt und es gab Nieselwetter. Nicht sehr angenehm, wenn man sich ungefähr 5 Stunden auf dem Gelände aufhält. In den Gebäuden war es dabei noch kälter als draußen, da es überall durchzog. An sich kann man die Gebäude nicht betreten, nur bei der Alpenhausführung konnte man das Alpenhaus betreten. Das Haus heißt so, weil die Hügel hinter diesem Haus Beelitzer Alpen genannt wurden. Diese Hügel entstanden durch den Bauschutt, der im Rahmen der Bauarbeiten zu den Heilstätten entstanden ist.

Diesmal sind es ein paar mehr Bilder geworden und ich habe für diesen Beitrag eine kleine Galerie erstellt, durch die ihr euch durchklicken könnt. Ich hatte diesmal leider keine gute Kamera dabei, würde dies aber jedem Besucher auf jeden Fall empfehlen. Sowieso empfehle ich einen Besuch bei den Beelitzer Heilstätten. Es muss ja nicht immer ein Geocaching-Event sein.

 

2 Kommentare zu “Auf den Spuren der Geschichte

  1. Pingback: Hier erfahrt Ihr alles Rund ums Geocaching | Event-Wochenende in Berlin und Beelitz – Teil 2

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