Ende Juli war ich mit meinem besten Cacherfreund Sabeter für drei Tage in Breslau. Wir sind bewusst völlig unvorbereitet dort hingefahren und haben uns darauf verlassen, dass wir über das Geocaching die Stadt kennenlernen. Wir hatten aber ein Ziel: Alle Caches in der Altstadt, die möglich sind, zu finden. Denn alle konnten wir nicht finden, da zu unserem Zeitpunkt leider einige deaktiviert waren. Aber alle aktiven Caches haben wir tatsächlich angesteuert.
Breslau ist mit knapp 650.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Polens. Es liegt in der Woiwodschaft Niederschlesien an der Oder. Von Berlin aus benötigt man mit dem Auto oder dem Zug ca. vier Stunden, um nach Breslau zu kommen. Wir haben das Auto genommen, es aber während unseres Aufenthalts stehen gelassen. Wir haben alles zu Fuß erledigt (mit zwei Ausnahmen, einmal Straßenbahn und einmal Seilbahn). Gefühlt war die Verkehrsplanung jedoch für alle Verkehrsteilnehmer ungünstig. Es gab für Fußgänger komplizierte Ampeln zur Straßenüberquerung (drei Ampeln, um über eine Straße zu kommen, quasi die anderen drei Seiten des Rechtecks überqueren), aber auch Autos standen immer im Stau. In der Altstadt selbst gab es aber nicht so viel Verkehr. Es gab große Plätze und dort kamen Autos quasi gar nicht hin.
Gleich zu Beginn sind uns die vielen kleinen Zwerge aufgefallen. An quasi jeder Ecke und jedem besonderen Gebäude in Breslau sind Zwerge zu finden. Häufig passen diese auch perfekt zu dem dahinter liegenden Gebäude. Es gibt jetzt nicht DEN Cache, der alle Zwerge behandelt, aber viele Caches greifen die Zwerge wieder auf. Unabhängig vom Cachen gibt es aber auch eine App, die alle Zwerge listet und in der man anwählen kann, wenn man einen neuen Zwerg entdeckt hat, quasi ein virtuelles Sammeln.
Inzwischen betrachte ich auf Städtetouren nicht nur die normalen Caches, sondern auch die Adventure Lab-Runden. In der erweiterten Innenstadt hat Breslau davon sechs Runden, und es ist manchmal gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Wenn man dann noch einen Wherigo nebenbei macht, muss man am Smartphone schon drei Apps parallel im Blick behalten. Da wir zu zweit waren, haben wir uns das aufgeteilt. Die Adventure Lab-Runden sind wirklich sehr als Stadtführung geeignet, zumindest was die Routen angeht. Jedes Viertel wird gesondert beleuchtet. So gibt es eine Runde, die einem die Inseln in der Oder näher bringt. Eine andere Runde zeigt das Viertel rund um den Breslauer Dom. Was gegen eine ideale Stadtführung spricht, ist die Sprache. Viele Runden sind nur auf Polnisch und wir mussten dann doch immer noch parallel mit dem Google-Übersetzer arbeiten. Das ist jedoch kein Vorwurf, denn mal ehrlich: Wie häufig ist bei uns in Deutschland ein Listing mal auf Englisch?
Natürlich gab es auch einige Caches in Breslau, die wirklich herausstachen und die ich an dieser Stelle empfehlen möchte. Da wäre zunächst einmal der kurze Multi Mauzoleum Piastów Śląskich. Zu dem Mausoleum gelangt man nur, wenn man gezielt danach am Eingang fragt. Dann wird man auch in das Kloster eingelassen. Ohne Cache wären wir wohl nicht wie selbstverständlich in das Kloster reingegangen.
Ein weiterer schöner Cache ist die Letterbox im Architekturmuseum Skarby architektury, welche dadurch hervorsticht, dass der gesamte Cache incl. Final IM Gebäude ist. Auch hier gab es ein paar sprachliche Hürden zu überwinden, aber wir haben es trotzdem geschafft. Am Ende erhält man dann sogar noch gratis Souvenirs vom Museum, die andere Gäste zahlen müssen.
Der Wherigo Problem komiwojażera hatte es mir als Mathematikerin persönlich her vom Listing schon angetan. Das Königsberger Brückenproblem, angewandt auf Breslau. (Gern verweise ich hier auch auf meinen Beitrag zu Kaliningrad.) Ziel ist es, möglichst kurz über alle Brücken Breslaus zu gehen. Dabei entdeckt man dann auch automatisch alle schönen kleinen Inseln in der Oder. Das Final selbst war leider nicht so ideal, da hätte der Cache etwas Schöneres verdient.
Es gibt noch einen weiteren empfehlenswerten Wherigo in der Innenstadt: Mury Wroc Love (Achtung, Wortwitz). Dieser führt an den alten Stadtmauern entlang und liefert somit nochmal eine ganze eigene Stadtführung.
Die virtuellen Caches lege ich auch jedem Cacher ans Herz. Der Cache Blask dawnego Wrocławia führt dabei zu einer Leuchtreklamegalerie. Ein Besuch von Ratusz we Wrocławiu / Wrocław Town Hall sollte ebenfalls Pflicht sein. Das Rathaus ist eines der Wahrzeichen Breslaus. Etwas weiter südlich befindet sich dann noch Pomnik Anonimowego Przechodnia mit wirklich sehr interessanten Figuren.
Im Vergleich zu sonstigen Cachetouren hatten wir in Breslau ein paar mehr DNFs als sonst. Es gab auch einige Caches, die zuvor schon viele DNFs hatten und der Owner sich nicht kümmert. Immerhin wurden dann doch ein paar Caches nach unserem Besuch deaktiviert oder gewartet. Aus dem Ziel, alle Cachesymbole in den Innenstadt in Smileys zu verwandeln, wurde also erstmal nichts. Auch dadurch schon nicht, dass während unseres Besuchs bereits Caches deaktiviert waren. Wir waren aber trotzdem fleißig und haben dann in diesen drei Tagen (bzw. drei Übernachtungen) über 60 Caches geloggt (incl. Lab Caches).
Wir haben uns einfach immer durch die Caches leiten lassen und hatten vorher nie eine richtig vordefinierte Route. So sind wir dann zufällig auch bei einer Seilbahn weiter östlich der Innenstadt gelandet, die wir dann auch spontan genommen haben, um ans andere Flussufer zu kommen. Eine Seilbahn hatte ich in Breslau wirklich nicht erwartet.
Fazit: Breslau ist auf jeden Fall eine Reise wert, sogar unabhängig vom Geocaching. Die Stadt hat viele, abwechslungsreiche Caches zu bieten, die einem Touristen die Stadt sehr gut zeigen. Drei Tage sind eine wirklich gute Zeit, um Breslau zu besuchen. An einem Tag hätten wir längst nicht so viel sehen können wie wir das in drei Tagen gemacht haben. Breslau ist als Stadt sehr vielseitig. Es gibt viele Kirchen, aber auch alternative Viertel. Teilweise hat mich Breslau an ein kleines Berlin erinnert. Die deutsche Vergangenheit ist vielerorts sichtbar.
Sehr schöner Beitrag, der Lust macht mal nach Breslau zu fahren. Danke dafür!
Da Ruthe und meine Vorfahren aus Schlesien kommen, ist eine Reise sowieso geplant und Dein toller Bericht macht einen Besuch “bei den Zwergen” in Breslau notwendig
Mein Großvater ist auch in Breslau aufgewachsen. Das war der Anlass, sich mit dieser Stadt zu beschäftigen.
Hat Vergnügen gemacht zu lesen. Velen Dank, momentan aus Görlitz, auch eine recht schön erhaltene und interessante Stadt
Das hast du prima geschrieben. Ich war mit der Familie vor ein paar Jahren dort. Leider war es unerträglich heiß, so dass wir uns nur kurz aufhielten. Nach deinem Bericht habe ich natürlich Lust noch einmal ausführlicher die Stadt zu besuchen. Liebe Grüße nach Berlin.
Pingback: So war die Geocaching Party 2023 – Die Welt von kati1988